Neue Köpfe im Quartier

Skulpturen von Sigrid Pfenninger
24. Juli – 24. September 2010

Zur Künstlerin

Sigrid Pfenninger lebt und arbeitet in Ketsch. Die Begabung für die bildende Kunst hat sie von ihrem Großvater geerbt, der Bildhauer und Maler war. Bescheiden bezeichnet sie sich selbst als „Quereinsteigerin“, kann aber schon auf zahlreiche Ausstellungen ihrer Tonskulpturen im süddeutschen Raum verweisen. Ihr ursprüngliches und haptisches Kunstverständnis drückt sie mit folgenden Worten aus: „Was ich verstehen will, muss ich anfassen. Das führt zu Konflikten zwischen dem Kind und dem Großen, aber es kann nicht wegerzogen werden. Und so wie ich `begreife`, teile ich auch mit. Verhältnisse, Stimmungen, Nöte..... es geht mir besser über die Hände als über die Zunge. Man sieht etwas von mir, aber man muss es nicht verstehen.“

Zur Ausstellung

Die Gestaltung des menschlichen Antlitzes fasziniert Künstler schon seit der Antike. Die Darstellung des Gesichts zeigt nicht nur den Ausdruck des menschlichen Wesens, aber auch einen Einblick in die Seele des Künstlers. Insofern sind die ausgestellten Köpfe auch die Visualisierung einer inneren Befindlichkeit, die durch den gestalterischen Prozess ans und ins Licht gerückt wird.

Die Motive sind unterschiedlichster Natur, umspannen aber zugleich den Zeitraum der abendländischen Kulturgeschichte. Aus der Antike erscheint der starre Blick des Hypnos, Gott des Schlafes, und das zwinkernde Antlitz der Justitia, der Göttin der Gerechtigkeit. Ein weiterer Geselle, der allerdings künstlerisch aus der Reihe fällt, ist Bacchus, der römische Gott des Weines, der in seiner lockeren Haltung den Genuss und die Fröhlichkeit symbolisiert.

Drei weitere Köpfe verkörpern wiederum Gegensätzlichkeiten – das leidvolle, schwere Lebensgefühl eines einfachen Menschen aus dem Mittelalter und das barocke, narrenhafte Dasein von Figuren, die sowohl an einem Fürstenhof als auch im venezianischen Karneval ihren Platz fänden. Der Kopf Picassos, der wie kein anderer für die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts steht, schließt mit seiner beeindruckenden Aura diese kleine „Kopfreise“ ab.

Von Angesicht zu Angesicht – so steht der Betrachter diesen Skulpturen gegenüber und wird in dieser flüchtigen Begegnung vielleicht etwas von sich selbst entdecken.

Heidelberg, im Juli 2010

Dr. Niels Cartus